Das GeneriS Team ist immer daran interessiert dazu zu lernen und hat sich auf Anregung von Prof. Dr. Bernd Aschendorf von der FH Dortmund (dem Autor des empfehlenswerten Buchs: Energiemanagement durch Gebäudeautomation) auf den Weg nach Bamberg in die alte Seilerei gemacht, um dort Fachvorträgen zu lauschen und sich von 20 Ausstellern die neuesten Produkte und Trends zeigen zu lassen.

Das Vortragsprogramm startete mit der Sicherheit im Smarthome, wobei Dr. Gütter von der IT GmbH insb. auf ein strukturiertes Vorgehen zur Analyse der Sicherheit hinwies. Er stellte daraufhin verschiedene Angriffsmöglichkeiten vor und zeigte Studienergebnisse, die viele Tausend ungesicherte KNXnet Installationen in Europa aufzeigt, die über öffentliche IP-Adressen zugänglich sind. Aber auch KNX selbst ist angreifbar, da es unverschlüsselt ist und neue Geräte im Netz klaglos akzeptiert. Ein gerade vor der Verabschiedung stehender Zusatz KNXsecure sorgt für, dass sich das ändern wird, wenn er denn dann in den am Markt verfügbaren Geräten auch angenommen wird. Anschließend ging Frau Christine Strunz von Future Shape auf die SensFloor Lösung zur Sturzerkennung im Smarthome, insb. für altersgerechtes Wohnen ein.
Herr Michael Fritsche vom Verband privater Bauherren e.V. stellte v.a. auf den Wertzuwachs einer Immobilie durch Smarthome Komponenten ab und wies darauf hin, dass sich Smarthome unter diesem Gesichtspunkt noch nicht rentiert und bei Bauherren, Planern und Elektrotechnikern noch zu wenig Wissen über Smarthome vorhanden sei.

Schließlich stellte Prof. Dr. Aschendorf sein Konzept zur Bauherrenberatung mittels Web-basiertem Tool vor. Das interessante daran ist, dass sich aus den eingegebenen Daten nicht nur die Anforderungen im Detail ableiten lassen, sondern es direkt Konfigurationsdaten inkl. der Visualisierung in der Smarthome Software IPsymcon erstellen kann. Bei den Ausstellern beherrschten KNX-basierte Systeme ganz klar den Platz. Viel Aufmerksamkeit wurde dabei den Raumcontrollern gewidmet, da sich dort naturgemäß mehr Differenzierungs-möglichkeiten bieten als bei anderen Sensoren oder Aktoren. Bei merten (Schneider Electric) wurde ein farbiger Touchscreen mit acht programmierbaren Karten gezeigt. Ein anderer 4-Kanal Controller kann mit verschiedenen Einlagen bestückt werden, so dass durch weiße oder grüne LEDs dann die gewünschten Symbole für die Steuerung angezeigt werden. Der Clou der Lösung ist aber ein Näherungssensor, der die Beleuchtung aktiviert wenn die Hand sich nähert und zusätzlich genutzt werden kann, um mittels berührungslosen Gesten (hoch/runter „wischen“ oder von rechts nach links) das Licht zu steuern. Darüber hinaus gefiel bei merten die Zentrale, die zum einen wenig Platz belegt (nur eine Teilungseinheit breit) und zum anderen mit nur 2 W Leistungsaufnahme im Ruhemodus glänzt. Da kann sollte Gira mal Nachhilfe nehmen, deren Homeserver mit 30 W nicht gerade sparsam ist. Das i-Tüpfelchen für die Zentrale ist der Preis, der mit 1100€ sowieso schon moderat für KNX-Verhältnisse ausfällt und überdies eine Web-basierte Programmieroberfläche beinhaltet, so dass keine Zusatzkosten für eine ETS Lizenz entstehen.
Auch bei Enertex stand der Raumcontroller im Mittelpunkt, obwohl ich persönlich die Spracheingabe mittels SynOhr wesentlich spannender fand. Das Gerät erkennt Sprachbefehle bis zu einer Entfernung von 6-7 m und kann 250 Wörter unterscheiden, die lokal abgespeichert sind und ohne Internetverbindung erkannt werden. Die Wörter können vom Benutzer mit der Enertex Software in Befehle mit maximal 4 Wörtern gruppiert werden, also z.B. Licht Wohnzimmer an. Neben Deutsch spricht das Gerät auch Englisch, Französisch, Italienisch und demnächst Spanisch. Die lokale Verarbeitung von SynOhr sorgt für geringe Latenzen. Das Gegenteil konnte man am Digitalstrom Stand mit Amazon Echo bewundern. Ab Ende des Sprachbefehls bis Ausführen der Aktion vergingen dort gerne mal 6-7 Sekunden. Ob das der langsamen Internetverbindung über eine LTE-Box, der langen Verarbeitungskette von Amazon Cloud über Digitalstrom Cloud bis zur Zentrale vor Ort, oder dem komplexen Szenario, das aktiviert wurde geschuldet war, ließ sich nicht ermitteln. Es fiel außerdem etwas unangenehm auf, dass Digitalstrom sich bei Amazon Echo für das Verwenden der flexibleren CustomSkills entschieden hat, was zwar mehr Möglichkeiten eröffnet, aber dafür die etwas umständliche Aktivierung über „Alexa sage smartbutler …“. Andere Hersteller benutzen den SmartHome Skills, die etwas eingeschränkter in der Funktion sind, aber dafür direkter anzusprechen sind: „Alexa, mach das Licht im Wohnzimmer an“. Ansonsten gab es am Digitalstrom Stand nichts Neues zu bewundern. Deren Portfolio ist aber auch so schon sehr umfassend und wurde jüngst durch eine Anbindung an das EnOcean Funkprotokoll abgerundet.

EnOcean war auch als Trend auf der Smart Home Franken Ausstellung zu erkennen, wenn man bereit war hinter die herstellerspezifischen Bezeichnungen zu schauen und das Datenblatt zu lesen. So glänzt z.B. Eltako mit einer umfangreichen Palette an TippFunk Produkten, die nahezu alle Smarthome Aspekte abdecken und auf EnOcean Funk- und z.T. auch Energy Harvesting Technik basieren. Als Zentrale wird die Multiprotokoll-Lösung wibutler verwendet, die z.B. auch vom Pumpenhersteller Wilo als Ergänzung zu den eigenen Produkten verkauft wird. Mit Afriso, Thermokon und Weinzierl waren weitere Mitglieder der mittlerweile über 400 Herstellern angehörende EnOcean Alliance vertreten, die für 1.500 interoperable Produkte und 400.000 Gebäude mit EnOcean Technologie weltweit stehen. EnOcean gehört damit neben Z-Wave und Digitalstrom zu meinem engsten Favoritenkreis für Smarthome Nachrüstlösungen.
